Fehler, die bei der täglichen Arbeit auftreten, können, sofern sie als Innovationschance begriffen werden, wichtige Anhaltspunkte zur Verbesserung der Arbeit liefern. Um dies zu erreichen, ist jedoch zunächst ein vertrauensvoller Umgang mit Fehlern erforderlich, welcher fest in der Unternehmenskultur verankert sein muss. Ziel des Projektes VEIN (Vertrauen und Lernen im inkrementellen fehlerinduzierten Innovationsprozess) war es, Methoden zu entwickeln, die einen konstruktiven Umgang mit Fehlern im Rahmen kontinuierlicher Innovation ermöglichen und Fehler als Grundlage derselben nutzbar zu machen. Gleichzeitig galt es den Zusammenhalt und das Vertrauen der Mitarbeiter untereinander sowie zu den Vorgesetzten zu stärken.
Zur Vorstellung der Ergebnisse lud der Lehrstuhl für Informations- und Technikmanagememt die Partner aus Wissenschaft und Praxis zu einem Workshop am 23.11.2012 im LWL-Museum für Archäologie in Herne ein. Von wissenschaftlicher Seite beteiligt waren neben dem LS IMTM der Lehrstuhl für Arbeits- und Organisationspsychologie der TU Dresden und der Lehrstuhl für Arbeits- und Produktionssysteme der TU Dortmund. Aus Sicht der Unternehmen nahmen Vertreter der Deutsche Edelstahlwerke GmbH, der KHS GmbH und der WILO SE teil.
Die Ergebnisse gingen aus verschiedenen Interventionen hervor, welche den vertrauensvollen Umgang mit Fehlern im Rahmen kontinuierlicher Innovation fördern. Dazu gehören neben der Etablierung von Kommunikationsroutinen und der Einbeziehung Vorgesetzter auch Möglichkeiten der elektronischen Dokumentation von Fehler zur späteren Diagnose und Weiterleitung an angrenzende Produktions- und Planungsbereiche. Zusätzlich wurde eine leicht verständliche Notation zur Darstellung von Prozessen verwendet, welche es den Mitarbeitern ermöglich, direkt den geplanten Soll-Zustand mit dem tatsächlichen Ist-Zustand abzugleichen, Abweichungen zu erkennen und diese durch kleinschrittige Innovationen auszumerzen. Zusätzlich wurden Methoden entwickelt und etabliert, welche kontinuierlich Rückmeldung über das aktuelle Vertrauensklima liefern und es somit ermöglichen, kurzfristig auf etwaige Veränderungen einzugehen.
Die genannten Interventionen wurden gemeinsam mit den Praxispartnern Deutsche Edelstahlwerke in Witten und KHS GmbH in Dortmund entwickelt, erprobt und zeigen bereits im Hinblick auf die Verbesserung des Arbeitsprozesses nachhaltige Erfolge in beiden Unternehmen. Auch in Bezug auf die in den Unternehmen vorherrschenden Vertrauenskulturen konnten bereits Verbesserungen beobachtet werden. Zusätzlich konnten die erzielten Erkenntnisse bereits auf einen weiteren Standort der Deutschen Edelstahlwerke in Hagen und auf den Pumpenhersteller WILO in Dortmund übertragen werden.
Zusätzlich zu den genannten Projektergebnissen wurden im Workshop auch aktuelle Themen aus der Forschung rund um den Themenkomplex Vertrauen und Innovation angesprochen. Dazu gehört neben Innovationschancen und –barrieren altersgemischter Teams (Prof. Wegge, TU Dresden) auch die Relevanz von Kreativität bei der Gestaltung von Prozessen (Prof. Herrmann, Ruhr-Universität Bochum).
Als Fazit des Workshops bleibt festzuhalten, dass kontinuierliche Innovation nur dann erfolgreich etabliert werden kann, wenn sie vom Unternehmen und insbesondere auch von den Mitarbeiten als Chance gesehen wird, sich selbst und die Arbeit weiterzuentwickeln. Dazu ist erforderlich, die genannten Instrumente gemeinsam zu gestalten und an die jeweiligen Bedürfnisse der Mitarbeiter anzupassen. Nur so ist es möglich, dass diese Instrumente angenommen werden und nachhaltig zu einer Verbesserung des Arbeitsprozesses und der Vertrauenskultur im Unternehmen führen.
Ansprechpartner:
Dr.-Ing. Rainer Skrotzki
Informations- und Technikmanagement, Institut für Arbeitswissenschaft, Ruhr-Universität Bochum
Tel.: +49 (234)32–27723
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