Arbeitsagenturen stehen in der aktuellen wirtschaftlichen Lage stark unter Druck ihre Beratungsansätze anzupassen. Das Ziel von EmployID ist die Unterstützung des beruflichen Selbstverständnisses von Mitarbeitern in Arbeitsagenturen durch Entwicklung von Methoden und Anwendungen zu Lernen am Arbeitsplatz, Reflexion und Coaching. employid_logo

Finanziert durch die europäischen Kommission: FP7-ICT-2013-11 (Vertrag 619619)
Projektstart: 02/2014
Dauer: 48 Monate
Webseite: http://employid.eu/
Arbeitspaketleitung durch IMTM: WP4 “E-Coaching, Reflection and Creativity Tools”

Das Projekt EmployID: Hintergrund

Arbeitsagenturen in Deutschland und ganz Europa stehen gegenwärtig zahlreichen Herausforderungen gegenüber. Die seit der Eurokrise angespannte wirtschaftliche Lage bedingt in zahlreichen europäischen Ländern eine hohe Arbeitslosenrate; insbesondere mit hoher Jugendarbeitslosigkeit. Daraus resultiert eine hohe Migrationsrate von Arbeitssuchenden, die in die wohlhabenderen Mitgliedsländer abwandern. Andere Gründe für Herausforderungen sind beispielsweise der demographische Wandel und eine Veränderung der Arbeitsmärkte selbst. Es ist nicht mehr selbstverständlich, dass Arbeitnehmer ihr Leben lang bei einem Unternehmen arbeiten, sondern in ihrer Karriere häufiger den Arbeitgeber wechseln.

Die Summe der Ursachen macht es notwendig, dass Arbeitsagenturen generell und speziell ihre Mitarbeiter Methoden der Arbeitsvermittlung an die veränderten Anforderungen anpassen und neue Kompetenzen zu entwickeln, um ihre Kunden bei der Arbeitsvermittlung optimal beraten zu können. Dies erfordert auch eine kontinuierliche Weiterentwicklung des beruflichen Selbstverständnisses, also die Strategien und Herangehensweisen sowie die individuelle Einstellung gegenüber täglichen Aufgaben. Beispiele dafür sind die Kommunikation mit Arbeitssuchenden, die Orientierung auf neue Berufsfelder oder die Flexibilisierung von Berufsbiographien. Der berufliche Wandel ist nicht formal lernbar und bedarf neuer Methoden und Werkzeuge.

EmployID

EmployID (http://employid.eu/) ist ein von der Europäischen Kommission gefördertes Forschungsprojekt, mit Teilnehmern aus Deutschland, Großbritannien, Slowenien, Österreich und Spanien. Es zielt darauf ab, Methoden und Anwendungen für persönliche Weiterentwicklung (bspw. durch Reflexion oder Coaching) bereitzustellen, um in der Praxis veränderlichen Herausforderungen flexibel begegnen zu können. Mitarbeiter sollen zudem befähigt werden, ihre Kollegen beim Lernen zu unterstützen. Es wird eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung angestrebt.

An EmployID sind neben Forschern und Praktikern mit langjähriger Erfahrung mit Arbeitsagenturen und Lernen am Arbeitsplatz auch 11 europäische Arbeitsagenturen beteiligt. Zu den assoziierten Partnern gehört auf die Bundesagentur für Arbeit.

Ein weiterer Baustein des Projekts ist die Bereitstellung eines MooCs (Massive open online Course). Die Inhalte beschränken sich darin nicht nur auf eine allgemeine Analyse der Herausforderungen, sondern berücksichtigen auch die nationalen Gegebenheiten. Darüber hinaus werden Einheiten zur Unterstützung von Lernprozessen, Reflexion und E-Coaching angeboten.

Zusätzlich werden Methoden und Tools zur Messbarkeit der Lernaktivitäten am Arbeitsplatz auf Basis von Scorecards entwickelt, um die Lernprozesse und das –Verhalten weiter zu optimieren.

Ein wichtiger Aspekt im Projekt ist ebenfalls der Schutz von Privatsphäre und Beachtung von Datenschutz.

employid_networks

Fokus von IMTM

Im Projekt EmployID forscht IMTM vorwiegend an Reflexion am Arbeitsplatz. Bei der Mitarbeit am EU-Projekt MIRROR (Offizielle Projektseite & Interne Projektseite) wurden bereits zahlreiche Erkenntnisse auf dem Gebiet der Reflexion in Unternehmen gewonnen und in renommierten Fachpublikationen veröffentlicht bzw. auf relevanten Konferenzen präsentiert (MIRROR Veröffentlichungen, Veröffentlichungen von IMTM). Die Ergebnisse werden in EmployID als Ausgangsbasis genutzt und weiter erforscht.

Die Mitarbeiter an den Arbeitsagenturen werden bei der Durchführung von Reflexion und der effizienten Weitergabe von Erfahrungen und Wissen unterstützt. Bei der Reflexion wird auf Erlebnissen und Erfahrungen aufgebaut, um daraus neue Erkenntnisse bzw. Ideen für die Zukunft zu gewinnen. Merken Mitarbeiter beispielsweise, dass die ihnen zur Verfügung stehenden Strategien für einen oder mehrere Kunden keinen Erfolg bringen, so können sie mit Hilfe der zu entwickelnden Werkzeuge alleine oder mit Kollegen schnell entsprechende Erfahrungen reflektieren und daraus neue Herangehensweisen ableiten. So lässt sich das interne Potenzial an kreativen Ideen und Verbesserungen abrufen.

Als Grundlage dient insbesondere der Reflexion-Zyklus von David Boud (David Boud: „Reflection: Turning Experience Into Learning“, 1985). Dieser beschreibt, dass der wahrgenommene Unterschied zwischen Erwartetem und Erlebtem Reflexion auslöst. Gegenstand der Reflexion sind dann die eigenen Erfahrungen und Verhaltensweisen, welche dann neu bewertet werden, um daraus neue Erkenntnisse und Ideen für die Zukunft abzuleiten. Daraus kann sich auch die Einstellung gegenüber Themen verändern bzw. die Herangehensweise an die Themenbereiche. Die Reflexion kann alleine oder in Gruppen durchgeführt werden.

employid_reflection_cycle Abbildung 1 Reflection Cycle (David Boud 1985)

Zusätzlich wird im Projekt die Kombination von Ansätzen aus E-Coaching und Reflexion untersucht. Dies erlaubt dem reflektierenden Mitarbeiter mehr Flexibilität bei der Auswahl seiner Vorgehensweise, um das Lernen weiter zu vereinfachen. IMTM entwickelt im Verlauf des Projekts verschiedene Prototypen, um die Kombination zu erproben und nutzbar zu machen. IMTM leitet das entsprechende Arbeitspaket im Projekt.

Konsortium

logo_zsi logo_hochschule_karlsruhre logo_pontydysgu
 logo_university_warwick  logo_ruhr_universitaet_bochum  logo_kit
 logo_enzyme_advising_group

 logo_jozef_stefan_institute  logo_department_for_work_and_pensions
logo_employment_service_of_slovenia

Kontakt :

Dr. Michael Prilla (Leiter des Arbeitspakets)
0234 32-27735
E-Mail

Prof. Dr.-Ing. Thomas Herrmann

Oliver Blunk